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Die Corona Pandemie geht jetzt schon etwas über ein Jahr. Für mich persönlich bedeutet es, nun schon den zweiten Geburtstag im Lockdown zu haben. Yeah, das Timing könnte also nicht schlechter sein und Party Stimmung mag sich da kaum einstellen – vorerst.
Ich könnte also wie letztes Jahr meine Freunde zu einem Video Call einladen und man hat sich immerhin gesehen. Doch was wäre ich für ein VR Enthousiast, wenn ich nicht aus der Not eine Tugend mache? Zeit, den Innovations Geist in Feierlaune zu bringen und einen Selbstversuch zu wagen.
Doch bevor wir überstürzt unseren Freunden per Post eine VR Brille schicken, fangen wir von vorne. Denn eigentlich sind virtuelle Veranstaltungen durchaus eine interessante Alternative für Präsenzveranstaltungen. Außerdem bieten sie für den 3D Ton spannende Anwendungen wie ich hier beleuchtet habe.
OK, jetzt sitzt man in lustiger Runde in seinem Zoom, Skype oder Teams Call. Doch was macht man, außer nett zu quatschen? Ich habe in meiner Recherche sehr wenig positive Beispiele gefunden, die das Medium auch wirklich ausreizen.
Klar kann man Gesellschafts Spiele initiieren wie Bingo, Trivia oder macht Pantomime. Das ist für mich einfach ein Abklatsch von Ideen, die in der Realität gut funktionieren. Doch mit Webcam in einem Videocall, der den Ton nur als Mono unterstützt entstehen hier Hindernisse.
Häufigster Fehler für VR Anwendungen ist es, einfach ein Konzept von der Realität versuchen zu digitalisieren. Ich denke mir aber:
„Wenn man schon vor dem Computer sitzt, dann lasst uns doch die auch Technologie ausnutzen.“
Daher bin ich Fan davon die technische Infrastruktur zu nutzen und Anwendungen zu finden, die auch in der Gruppe Spaß machen. Und wie man es von meinem 3D Audio Mindset vielleicht schon kennt: Es ist meine Motivation, Technologie kreativ zu nutzen, damit das volle Potenzial entfaltet werden kann.
Zugegeben, ich liebe es, YouTube Videos meinen Freunden zu zeigen und die Reaktion zu sehen. Doch auch als Hintergrundmusik eignet sich die Videoplattform – mal von 360VR und Co abgesehen.
Zum Glück gibt es Tools wie Sync Tube . Hier kann man zeitgleich, zusammen, ein und dasselbe Video anschauen. Oder eigene Wünsche in eine Playlist demokratisch einfügen. Bei Partys findet man hier sicher das richtige Video oder den passenden Song, um in Stimmung zu kommen.
Ein weiteres Tool, das wir ausprobiert haben und für etliche Lachflashes sorgte ist Gartic Phone. Das Prinzip ist simpel: Man malt wie bei MS Paint ein Bild oder schreibt einen lustigen Satz. Nun geht es Reihum. Die nächste Person malt nun wiederum ein Bild zum Text oder textet etwas lustiges zum Bild.
So entstehen parallel Geschichten, die immer länger werden. Am Ende präsentiert die Plattform mit einer Text-to-Voice Engine die Kunstwerke. In Sachen Storytelling also ganz hohes Niveau – oder auch nicht. Mit der richtigen Party Stimmung und dem Alkohol Pegel ist Spaß garantiert.
Dieses Jahr wollte ich aber noch eine Schippe draufsetzen und meine Freunde einer Party in VR überraschen. Leider hat nicht jeder mal eben eine Oculus Go zuhause rumliegen. Da gibt es die freundlichen Kollegen von INVR mit ihrem 360camrent. So konnte ich unkompliziert sechs VR Geräte auftreiben und sie weiter an meine Freunde per Post verteilen. Vielen Dank an dieser Stelle für den Support.
Selbst mit diesem 3DoF kann ich mich an sehr tolle Events in Altspace erinnern. Das ganze war auch recht einfach aufgesetzt. Man konnte seinen eigenen Raum erstellen und privat schalten. So kamen auch nur geladene Gäste zur Veranstaltung.
Das war auch der Plan, bis ich erschrocken feststellte, dass AltspaceVR, Rec Room, VRChat, Spatial und viele andere Apps nicht mehr unterstützt werden. Heißt auf meiner eigenen Brille kann ich Dinge nicht mehr nutzen, die mal gingen. Da macht sich die Policy von Oculus bzw. Facebook bemerkbar. Sie haben die Oculus Go vom Support fallen gelassen und konzentrieren sich auf die Oculus Quest.
Das ist eine nachvollziehbare Entscheidung, da man mit 6DoF und Hand Tracking seinem Avatar noch mehr Möglichkeiten der Interaktion gibt. Nun musste aber eine Alternative her, weil sonst das ganze Vorhaben auf der Kippe stand. Dieser war auch mit vTime XR dann doch noch gefunden.
Natürlich habe ich nicht nur das HMD in ein Paket geworfen und zur Post gebracht. Es sollte ja irgendwie feierlich aussehen und Lust auf das Event machen. Daher habe ich allerlei Krimskrams wie Luftschlangen, Ballons und Klopfer dazu gelegt. Wie auf dem Titelbild zu sehen.
Auch wenn meine Freunde zwar von mir alle mal eine VR Brille ins Gesicht gedrückt bekommen haben: Die Bedienung erschließt sich nicht immer sofort. Daher habe ich noch eine kleine Anleitung geschrieben, was man wo anmelden, herunterladen und installieren muss. Dann noch alles schön gepolstert und ab dafür.
Um einen möglichst reibungslosen Transport zu ermöglichen habe ich auch ein Rücksendeschein dazu gelegt. Und schwupp habe ich knappe 100 Euro für den ganzen Transport von 6 Brillen durch ganz Deutschland gezahlt. Ob es das wert war?
Die Pakete kamen trotz der aktuelle Covid-19 Situation schnell und gut an. Was sich in dem Paket befindet, erfuhr jeder einzelne erst beim Öffnen des Kartons 😉 Die Überraschung ist im Vorfeld also schon einmal geglückt und die Vorfreude auf den Abend war groß.
Wir trafen uns im altbewährten Skype. Mittlerweile hat der Videoclient auch ein recht lustiges Feature namens Together Mode. Hat ein bisschen was von Mixed Reality, aber wir wollen hier ja in VR feiern.
Also Brille auf und losgehts… OK, vielleicht nicht ganz so schnell. Natürlich hat nicht jeder die Einrichtung der Brille auf Anhieb reibungslos hinbekommen. Nachdem aber jeder die gleichen Schritte durchgemacht hat, fanden wir uns dann doch irgendwann in vTime XR wieder.
Leider unterstützt vTime XR nur maximal vier Personen in einem Raum. Nachdem aber unsere Kommunikation sowieso über Skype weiterlief war das nicht weiter tragisch. Ein weitere Kommunikations Kanal über VR hätte es wohl etwas verkompliziert. So haben sich die sieben Personen eben auf zwei virtuelle spaces verteilt.
Der Vorteil an der SocialVR Plattform sind definitiv die vielen Destinations, die man auswählen kann. Für VR-Neulinge ist es ja schon total abgefahren, auf einmal im Weltall zu sitzen. Oder am Nordpol, während ein Wal vorbeischwimmt. Oder wie hier am Abgrund einer Klippe.
Da auf der Oculus Go der Controller zur Navigation nur für eine Hand zur Verfügung steht, gestikulieren die Avatare ganz automatisch. Ist man still, bewegt sich die eigene Präsenz nicht. Doch sobald man etwas sagt, fängt der eigene Charakter automatisch, über den Ton getriggert, sich zu bewegen. Alleine das sorgte für große Erheiterung. Zusätzlich kann man noch Reaktionen auslösen, wie Jubeln, Klatschen, Tanzen etc. Auch das kann man im Gespräch immer lustig kombinieren.
Das Ganze war ein kleines Selbst-Experiment für mich. Einfach um aus der Situation das beste zu machen und meinen Freunden eine Freude zu machen. Der Gag ist also auf jeden Fall geglückt. Außerdem wundere ich mich, wieso ich nicht schon von anderen Leuten mit dieser Idee gehört habe.
Ich wollte keine Gaming Party draus machen, sondern sich einfach mal im virtuellen Raum treffen. Dafür war die Oculus Go auch vollkommen ausreichend. Doch die Oculus Quest bietet noch einmal wesentlich mehr Möglichkeiten. Das Feiern in der virtuellen Realität hat also auf jeden Fall ein großes Potenzial. Welche Apps, Brillen und Planungsüberlegungen dafür nötig ist, muss man einfach mal ausprobieren. Ich hoffe meine Geschichte inspiriert die nächste Feierlichkeit.
Zugegeben, es war doch etwas Zeit- und Kostenintensiv. Trotz der Unterstützung von INVR fielen v.a. die Transportkosten und Einkäufe ins Gewicht. Außerdem fangen die meisten VR Neulinge wirklich bei null an. Man sollte beim Event auf jeden Fall ein bis zwei Stunden vorab einplanen. Das mag nach einer Hürde klingen für VR, aber wenn es erst einmal läuft, dann läuft es.
Die Frage ist vor allem, was man vor hat. Für uns war es eine prima Abwechslung, um die Pandemie mal einen Moment zu vergessen. So hatte man danach wirklich das Gefühl sich getroffen zu haben – auch wenn nur in einem virtuellen Raum. Es ist also noch viel Luft nach oben.
Wie man diese Technologie nutzen kann, um digitale Großveranstaltungen umzusetzen, unten in den Links. Wer mir bei virtuellen – oder bald realen Veranstaltungen über den Weg laufen will, wird hier fündig. Für alles weitere freue ich mich über Zuschriften.
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